Bund will Schweizer Wetterdaten öffnen
Meteorologie und Klimatologie sind für jede Gesellschaft und für jede Volkswirtschaft von grosser Bedeutung. Meteorologische Daten, Analysen und Vorhersagen sind wichtige Faktoren für die Steuerung vieler Prozesse und für viele Entscheidungen – so der Bundesrat in der Botschaft zur Revision des Meteorologiegesetzes.
Im Rahmen einer grundlegenden Reform von MeteoSchweiz soll damit die schweizerische Volkswirtschaft Zugang zu einem kostenlosen Grundangebot an meteorologischen und klimatologischen Daten und Dienstleistungen erhalten – der Datenzugang wird liberalisiert werden, Daten und ein Basisangebot an Dienstleistungen werden als «Service public»-Leistungen zur Verfügung gestellt.
Die bundesrätliche Botschaft erläutert weiter:
Das Institut erbringt seine Basisdienstleistungen kostenlos und erhält hierfür Abgeltungen. Mit der kostenlosen Abgabe der Daten wird deren Nutzung gefördert und damit ihr volkswirtschaftlicher Nutzen gesteigert.
Damit folgt die Schweiz einer international etablierten Praxis der Offenheit: durch die Freigabe der essentiellen Daten wird deren volkswirtschaftlicher Nutzen erwiesenermassen multipliziert. Wir erfahren entsprechend aus der Medienmitteilung:
Mit der geplanten Freigabe der Wetter- und Klimainformationen folgt die Schweiz einem internationalen Trend. Auf europäischer Ebene haben 26 staatliche Wetterdienste die Oslo Deklaration zur Datenpolitik unterschrieben. Die Deklaration verlangt den direkten Zugang zu meteorologischen Basisdaten und Produkten und die Freigabe der wirtschaftlichen Weiterverwendung. (..) Zudem sollen durch die Umsetzung der Open Government Data Strategie Innovation und Entwicklung neuer Produkte auf dem privaten Wettermarkt gefördert werden.
MeteoSchweiz wird im Zug der Reform als öffentlich-rechtliche Anstalt des Bundes spezialisierte Daten und Leistungen kostenpflichtig erbringen und sich somit verstärkt auch am Markt zu orientieren haben – Effizienzsteigerung wird erwartet, Konkurrenzdruck entsteht.
Entsprechend sind denn auch bereits diverse kritische Stimmen zu vernehmen. In der Vernehmlassung lehnte etwa die Grüne Partei die Auslagerung von MeteoSchweiz ab, sie sei “unnötig und finanzpolitisch motiviert”, der Gewerkschaftsbund warnt vor Personal- und Qualitätsabbau und beklagt “bürokratische Überreglementierung”. Vereinzelte Kritik aus der Privatwirtschaft wird ebenfalls laut: schliesslich wird durch die neue Datensituation das Spielfeld für Anbieter weit geöffnet, das Potential der Daten kann und wird viel breiter genutzt werden, es entsteht neuer Konkurrenz- und Innovationsdruck.
Klar für die Reform waren in erster Linie ein Grossteil der Kantone, und auch Opendata.ch begrüsst die geplante Reform explizit: staatliche Datensammlungen zugunsten der Allgemeinheit zu öffnen und so besseren Service, mehr Innovation, mehr Wettbewerb und letztendlich auch mehr Arbeitsplätze zu schaffen, muss das Ziel einer bewussten, zukunftsgerichteten Datenpolitik sein. Diese Daten sind, gerade in Zeiten klimatischer Veränderungen, zu relevant und zu wertvoll als dass ihr Potential nicht voll ausgeschöpft werden dürfte.
Welche innovativen neuen Wetterdienste würden Sie sich wünschen?