Health make.opendata.ch-Hackdays: Offene Daten für unser Gesundheitswesen
Gesundheit ist immer mehr auch eine Frage von Daten: unser Gesundheitswesen steht mitten in einer Datenrevolution. Damit wird nicht nur alles komplexer, sondern auch vieles verstehbarer – wenn die Daten denn frei verfügbar und nutzbar sind.
Mit den halbjährlich stattfindenden make.opendata.ch-Hackdays hat die wachsende Schweizer Open Data Community in den Bereichen Mobilität und Öffentliche Budgets gezeigt, was mit Open Data möglich ist. Am 28. und 29. September 2012 treffen sich nun zeitgleich im Unternehmen Mitte in Basel und an der Kunsthochschule HEAD in Genf Entwickler, Designer, Experten und Bürger aller Art, um mit offenen Daten an praktischen Apps und spannenden Visualisierungen zum Thema Gesundheit zu arbeiten.
Am Donnerstag, 27. September, um 19:30 Uhr organisiert die TagesWoche zusammen mit dem Verein Opendata.ch ebenfalls im Unternehmen Mitte in Basel eine Podiumsdiskussion, die das Thema “Offene Daten” einem breiteren Publikum vorstellt.
Die Hackdays beginnen am Freitag, 28. September, um 9:00 Uhr, und enden mit der Schlusspräsentation am Samstag, 29. September, um 16:00 Uhr. Für die Hackdays melden sich Interessierte jetzt an unter: http://make.opendata.ch
Kontakt Basel:
Hannes Gassert, hannes.gassert@opendata.ch, Tel: +41 78 663 11 09
Kontakt Genf:
Antoine Logean, antoine.logean@opendata.ch, Tel. +41 79 351 84 82
Trainshare: vom Drama zum Lehrstück
Über das Wochenende kam ein gutes Mass Bewegung und einiges an Emotionen in die Debatte rund um Open Data im Öffentlichen Verkehr der Schweiz: die SonntagsZeitung griff die Situation der Entwickler der Social Travel App Trainshare auf, deren Idee sich unterdessen auch in einer angekündigten App der SBB fand, durch die Twitter und Blogger Community ging ein Aufschrei, Verdächtigungen und Vorwürfe allenorts. Ein wildes Hin und Her, von “das kommt davon, wenn man fremde Daten anzapft!” bis zu “fauler Monopolist begeht Ideenklau!”, der regnerische Sonntag half wohl mit.
Der Artikel der SonntagsZeitung selbst gibt wenig Aufschluss über was genau geschah, die Chronologie des App-Entwicklers Philipp Küng spart hingegen nicht mit Details. Sein Engagement zeigt klar: hier sind keine “Datenpiraten” oder Querulanten am Werk, auch keine kalt kalkulierende Konkurrenten – sondern am Ende Fans, Leute mit Herzblut für unser faszinierendes Verkehrssystem. Ein Konflikt ist ganz einfach nicht nötig.
Auch wenn sich die Geschehnisse kaum mehr lückenlos rekonstruieren lassen, lassen sich Missverständnisse, Erwartungshaltungen und konzeptionelle Barrieren feststellen, die es für künftige Innovationsvorhaben bewusst anzugehen gilt. Fest steht:
- Innovation entsteht sehr oft im Kleinen, in den Nischen – die Twitter Community liegt hier in ihrem Bauchgefühl sicher richtig. Doch egal, wer von wem übernommen hat, und ob überhaupt: Innovation geschieht nie im luftleeren Raum, jede Idee baut auf unzählige andere. Das gilt es stets zu bedenken. Und zu begrüssen.
- Im Gegenzug wird ebenfalls klar, welch grosse Bedeutung offene Daten im Transportwesen, Initiativen wie make.opendata.ch oder transport.opendata.ch tatsächlich haben: sie erschliessen ein Potential für Innovation und produktiven Diskurs, welches nicht zu nutzen wohl fahrlässig wäre. Der öffentliche Verkehr gehört, im Herzen wie auf dem Papier, uns allen. Und er ist nicht nur eine Herausforderung, die es mit mehr Stahl und Beton zu lösen gilt, sondern auch eine von cleveren Verknüpfungen, von innovativer Informationstechnik.
- Damit sich solcherlei Potential nutzen lässt, braucht es ein Umdenken, wie es in anderen Ländern schon weiter fortgeschritten ist. Bahnbrechende Apps wie Embark entstehen nicht in der Schweiz, doch nicht weil hier die klugen Köpfe fehlten. Sondern nicht zuletzt wegen organisatorischer und politischer Barrieren, die “Open Innovation”, andernorts “best practice”, hier zu süsser Utopie verkommen lassen.
- Öffnung heisst entsprechend das Zauberwort, Öffnung der Dateninfrastruktur und Öffnung der Dialogkanäle. Eine klare Open Data Strategie, auf Ebene Verkehrsverbund oder auch bloss lokal. Ein klarer “Code of Conduct”, der festlegt, was von einander erwartet werden kann. Eine Dialogbereitschaft auf allen Seiten, mit klaren Kontaktpunkten. Ein politischer Wille und ein unternehmerischer Wille. Und die Erkenntnis, dass die Schweiz mit ihrer glorreichen Ingenieurstradition im Transportwesen ein faszinierendes Potential besitzt – das alles gilt es von hier weg aufzubauen, zu hegen und zu pflegen, mit Entschlossenheit wie Fingerspitzengefühl.
In diesem Sinne bietet der Vorfall vor allem eins: nicht ein Drama, sondern ein Lehrstück. Es zeigt allen Beteiligten und auch dem weiteren Umfeld, welche Dynamik in der Open Data Frage steckt, wie klar es hier um Innovationsgrundlagen geht.
Es ist kein grosses, aber ein sehr lebendiges Stück soweit, Helden gibt es wenige, und am Ende sitzen alle im gleichen Boot. Im nächsten Akt wird es Gespräche geben, es treffen sich @trainshare und @SBBConnect, es trifft sich der Vorstand von Opendata.ch, und auch das Kader der SBB wird nun wissen, dass hier ein Stück mit grosser Dynamik gespielt wird. Ein Stück, in dem es noch Rollen zu besetzen gilt. Wo es Lehren zu ziehen gibt. Und ein Stück, hoffentlich, mit Happy End.
Wir bleiben dran.
Offenlegung: der Artikel der SonntagsZeitung wurde von Barnaby Skinner verfasst, Vorstandsmitglied von Opendata.ch. Oleg Lavrovsky, designiertes Vorstandsmitglied, arbeitet bei der von den SBB beauftragten App-Entwicklungs Firma. Der Autor dieses Beitrags ist ebenfalls Vorstandsmitglied von Opendata.ch und war bei transport.opendata.ch und der bekannten Gottago App involviert. Eine Koordination zwischen Zeitungsartikel, Twitter-Aufruhr, unternehmerischen Aktivitäten und diesem Blogeintrag fand nicht statt.
Sorglos entsorgen dank Zürcher Abfall-App
Nachdem die Stadt Zürich auf ihrem brandneuen Datenportal die Kericht-Datensätze freigegeben hat (Kalender, Sammelstellen, ..), steht nun bereits die erste App am Start: die Entsorgung Zürich App von Claudia Bretscher und Martin Hochstrasser, beide auch Teilnehmer von make.opendata.ch.
Die App zeigt für jeden Ort alle Entsorgungstermine, alle Sammelstellen und Recylinghöfe der Stadt und bringt eine praktische Erinnerungsfunktion für alle Termine mit. Die App ist für Android Geräte verfügbar. Alle Details finden sich im Video zur App – oder Sie installieren sich die App ganz einfach rasch!
Videos und Slides der Opendata.ch 2012 online
Die Konferenz Opendata.ch 2012 war aufschlussreich, spannend und ein guter Gradmesser für Open Data in der Schweiz.
Die Beiträge der Konferenz sind umfassend dokumentiert, die Videos und Slides der Plenum-Speaker sind ab sofort komplett online verfügbar.
Die Beiträge in den vier thematischen Fachworkshops stehen ebenfalls weitgehend online – teils mit Videos – zur Verfügung:
Kommentare zu den einzelnen Tracks sind ausdrücklich erwünscht. Ebenfalls sehenswert ist der 10vor10-Beitrag vom selben Abend. Besonders lesenswert ist die am Anlass veröffentlichte Open Government Data Studie Schweiz.
Welche Daten wollen Sie zugänglich haben?
Treiben Sie Open Data in der Stadt Zürich weiter voran, indem Sie den Verantwortlichen für das ebenfalls an der Opendata.ch 2012 lancierte erste Schweizer Open Government Data Portal jetzt mitteilen, welche Daten der Stadt Zürich Sie gerne offen zugänglich hätten und welche Applikationen und Visualisierungen mit Daten der Stadt Zürich Sie bereits kennen.
Als nächstes wichtiges Datum zu offenen Daten gilt es sich den 28. & 29. September 2012 zu reservieren: dann finden zeitgleich in Genf und Basel die nächsten make.opendata.ch-Hackdays zum Thema Gesundheit statt. Details und Anmeldemöglichkeit folgen.
OGD Studie Schweiz verfügbar
André Golliez und sein Unternehmen itopia haben zusammen mit der Berner Fachhochschule und weiteren Partnern über die letzten Monate eine Studie erarbeitet, in welcher das Potenzial, die Risiken sowie die notwendigen Rahmenbedingungen von Open Government Data (OGD) in der Schweiz untersucht werden. Die Studie ist von der Gebert Rüf Stiftung finanziert und ist seit Juni 2012 verfügbar.
Die Studie kommt zum klaren Schluss, OGD lohne sich für die Schweiz, und zwar aus folgenden Gründen:
- OGD schaffen Potenzial für gesellschaftlichen Nutzen sowie betriebliches und volkswirtschaftliches Wachstum. Innovative Unternehmen, Privatpersonen und Organisationen können mit frei zugänglichen Daten aus verschiedenen Verwaltungsbereichen neue Informationsdienstleistungen entwickeln.
- OGD erweitern den Grundgedanken des Öffentlichkeitsprinzips. Bürger, Parteien und Medien können dank OGD einen transparenteren Einblick in die Tätigkeit von Regierung und Verwaltung erhalten und haben damit die Möglichkeit, ihre politischen Rechte kompetenter wahrzunehmen.
- OGD unterstützen die Zusammenarbeit zwischen staatlichen Einheiten und führen zur Qualitätszunahme in der öffentlichen Leistungsproduktion.
- Die Investitionen für OGD sind verglichen mit dem wirtschaftlichen Potenzial minimal. OGD werden sich für die Schweiz auch dann lohnen, wenn nur ein Teil dieses Potenzials realisiert wird.
Die gesamte Studie steht komplett und kostenlos online zur Verfügung: