On the Way to the Digital Utopia
This year’s Opendata.ch/2020 Forum – New Data Narratives is all about the future of open data. But when we talk about the digital future, too often the conversation drifts off into very bleak, dystopian scenarios: transparent citizens, US Conglomerates leeching on our personal data and ubiquitous control enabled by Artificial Intelligence.
But we refuse to believe that this is what the future has in store for us. As Erik Reece, Author of Utopia Drive, puts it: “…things will only get worse if we don’t engage in some serious utopian thinking.”
And that is exactly what we (Francesca Giardina from Operation Libero and Nikki Böhler from Opendata.ch) did on Saturday, 22 February, at the Winterkongress 2020, and it’s also what Opendata.ch will do at this year’s forum by collecting data visions and working on them during a workshop at the forum.
In our Winterkongress workshop ‘On the way to a digital Utopia’ we asked around 80 participants to turn negative future scenarios around and instead think about what a digital utopia might look.
We gave participants 10 frequently mentioned dystopian visions, each connected to an overarching theme, and asked them to imagine utopian counter examples and the measures necessary to make them reality. The results of our experiment (transcribed during the workshop) can be viewed below in German.
Coming up with better solutions for our digital future is also the focus of our Opendata.ch/2020 Forum. We want to create new data narratives that steer away from dystopian scenarios and instead highlight the positive potential inherent in data technology. Come join us on 23 June online.
Results:
Gesellschaftlicher Bereich | Dystopisches Szenario (vorgegeben) | Utopische Umkehrung (durch Workshop Teilnehmende) | Zu ergreifende Massnahmen (durch Workshop Teilnehmende) |
1. Ehrlichkeit | In der digitalen Dystopie sind wir nicht ehrlich mit unseren Mitmenschen, denn das digitale Denunziantentum hindert uns, Vertrauen ineinander zu fassen. Da wir uns ständig selbst zensieren, wird es für uns immer schwieriger, ehrlich zu uns selbst zu sein.
| In der Utopie herrscht ein Netz mit verlässlichen Informationen und Austausch. Die Daten-Souveränität wird zurückgewonnen und dadurch das Recht über die eigenen Daten. Entsprechend können wir uns wieder sicher im Internet bewegen. Verlässliche Informationen sind verfügbar. Es wird transparent kommuniziert, was im Welt-Klimarat passiert, damit man weiss, wie man handeln kann. Transparenz ist ein zentrales Stichwort. Wir wissen, wie Informationen und Meinungen zustande kommen. Es existiert ein Recht auf Vergessen.
| Die Datensouverenität wird gewährleistet, zum Beispiel über einen digitalen Avatar. Man kann selber bestimmen, wer die eigenen Daten auswertet. Es braucht in der Bildung mehr Schulung für Kritikfähigkeit. Wir müssen konferieren statt ausschliessen. Es gibt keine Zensur, sondern Einbinden. Die Technologie muss nachvollziehbar sein für die breite Masse, nicht nur für Programmiererinnen. Und es braucht einen Reset-Knopf mit Recht auf Vergessen. Der Staat darf sanktionieren (auf eine positive Art). Transparenz wird gefördert und vorgeschrieben.
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2. Kriminalität | In der digitalen Dystopie sind wir alle sicher, weil Verbrechen vorhergesagt und die Täter/innen präventiv in Arbeitslager gesteckt werden. Hackerinnen haben keine Chance. Biases werden aufgelöst, da den Algorithmen alle Daten zur Verfügung stehen.
| Es gibt keine Verurteilung ohne Tat. Durch die Datenlage wird die strukturelle Ursache von Kriminalität bekämpft, zum Beispiel durch freiwillige Präventionsmassnahmen auf gesellschaftlicher Ebene. Dadurch werden die individuellen Daten nicht gefährdet.
| Die konsequente Einhaltung von Grund- und Menschenrechten wird garantiert. Strukturelle Ursachenbekämpfung ohne totalitär zu werden ist schwierig, weshalb es “open processes” braucht. Legiferierungsprozesse sollen transparent sein. Die Nachvollziehbarkeit ist wichtig. Was ist mit denen, welche die Dystopie als Utopie wahrnehmen? Mit denen müssen wir in einer politischen Entscheidungsfindung klar kommen.
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3. Gerechtigkeit / Jurisdiktion | In der digitalen Dystopie hat man keine Möglichkeit, Entscheide anzufechten oder vor die nächste Instanz zu ziehen, denn die Rechtsprechung wird durch den vorprogrammierten Einsatz menschlicher Betätigung obsolet.
| In der digitalen Utopie versteht jeder Mensch seine Rechte und wie sie sich auf die eigene Situation anwenden lassen. Juristische Informationsgewinnung ist zugänglich und effizient. Sinnlose und alte Gesetze werden über Bord geschmissen. Die Technologie hilft uns (der Bevölkerung) zu koordinieren, damit wir gemeinsam unser Recht einfordern können.
| Es braucht ein Jus-Google Translate. Das bedeutet, Gesetzestexte können in verständliche Texte übersetzt werden, damit sie jeder verstehen kann. Zudem benötigen wir eine Rechtsberater-App oder ein Netzwerk, damit jeder Unterstützung erhalten kann. Dafür braucht es eine Software, welche open source ist. Zudem muss der Mensch “on the loop” oder “in the loop” sein. Und es muss sichergestellt werden, dass jede Entscheidung nachvollzogen werden kann.
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4. Gesetzgebung | In der digitalen Dystopie ist die Gesellschaft nicht durch demokratisch erarbeitete/legitimierte Gesetze reguliert, sondern durch den fest einprogrammierten Code in der Gesellschafts-Betriebssoftware.
| In der digitalen Utopie gibt es keine Gesellschafts-Betriebssoftware, sondern eine Vorschlagssoftware, welche die Interessen bewertet und Ratschläge gibt. Dabei wird ein Lobby-Filter angewandt und ein transparentes Informationssystem gewährleistet. Zudem dominiert die menschliche Kontrolle.
| Es braucht einen agilen Code. Die Software dafür muss in interdisziplinären Teams mit Ethikexpertinnen, Sozialwissenschaften und Technologieexpertinnen entwickelt werden. Die Software muss frei und offen sein. Auf gesellschaftlicher Ebene braucht es einen Rahmen, mit sichergestellten Menschenrechten. Das Narrativ ändern. Der Staat ist gefragt: Die entsprechende Bildung und dazugehörigen Kompetenzen müssen sichergestellt werden. Der Journalismus ist dafür auch sehr wichtig, weil viele der Narrative momentan von den Firmen stammen. Die Frage stellt sich: Wie kann die Software überwacht oder kontrolliert werden? Eine behördliche Instanz überwacht das und vergibt vielleicht auch Aufträge. Zusätzlich braucht es eine gesellschaftliche Instanz, die über alles wacht.
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5. Wettbewerb | In der digitalen Dystopie entfällt der wirtschaftliche Wettbewerb, da sich durch Skalierungs- und Netzwerkeffekte 3-4 globale Unternehmenskonglomerate herausgebildet haben, welche nun die Volkswirtschaften einzelner Nationen diktieren.
| Wollen wir Plattformen aufbrechen? Oder erbringen Plattformen Nutzen? Will man die Plattformen regulieren? Wir sind auf der zweiten Schiene. Plattformen sollen Infrastrukturen sein (wie Strom oder Verkehr), welche staatlich zur Verfügung gestellt werden. Dieses Konzept wird verbunden mit dem souveränen Eigentum an Daten.
| Als Pendant zum Plattform-Kapitalismus entsteht “Digital Commons”. Plattformen bleiben bestehen, aber tragen zum Gemeinnutzen bei. Datensouverenität ist ein grosses Thema. Auf gesellschaftlicher Ebene wird der Aspekt der digitalen Kompetenz sehr relevant (man weiss, wie die Mechanismen funktionieren, was sie wollen und, dass man Kunde ist). Dafür braucht es die entsprechende Bildung. Auf technologischer Ebene herrscht “Privacy by Default” mit Opt-in Charakteristik. Es gibt klare Standards für Neutralität. Dadurch wird findet Chancen-Nivellierung statt und Interoperabilität existiert. Aggregierte Intelligenz soll nicht “festkleben”. Auf staatlicher Ebene heisst das, dass wir Bereitstellung von anonymisierten Datensätzen (Datensouverenität) für geprüfte Dienstleistungen sicherstellen. Dafür müssen Frameworks erarbeitet werden, um zu definieren, welche Daten wo erhoben werden dürfen. Daten sind nicht böse, sondern müssen rekontextualisiert werden.
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6. Lohnarbeit | In der digitalen Dystopie entscheidet ein Algorithmus, wo welche menschlichen Fähigkeiten am effektivsten eingesetzt werden. Wir haben keine Wahl und werden mal hier mal da eingesetzt, um der internationalen Wirtschaft zu dienen.
| Dank der Automatisierung oder der Besteuerung können wir ein bedingungsloses Grundeinkommen einführen. Dadurch wird Arbeit neu definiert: Die wenigen Ziele, die Mann / Frau erreichen muss, sind für das Allgemeinwohl und unter gesicherten Arbeitsstandards zu vollbringen. Eventuell kann der Algorithmus Angebot und Nachfrage meiner Fähigkeiten prüfen und matchen (mit transparenten Kriterien).
| Bedingungsloses Grundeinkommen schafft die Basis, um von der Dystopie wegzukommen. Dadurch kommen wir hin zu einer Utopie, in welcher wir bestimmen können. Wir haben Geld zur Verfügung, um Jobs nicht notwendigerweise anzunehmen. Der Staat gibt die gesetzlichen Rahmenbedingungen vor. Arbeit wird neu bewertet und Fähigkeiten werden neu bewertet. Es geht um Gemeinwohl, statt um finanzielle Rendite. Dafür sind Schulen und Schulungen gefragt, um individuum zu ermächtigen. Bereits in der Kita muss man anfangen. Die Technologie wird wieder Dienstleister. Es existiert ein transparenter Open-Source Filter, um unsere Jobwahl zu unterstützen, wobei keine Entscheidungsgewalt beim Algorithmus liegt.
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7. Vertrauen | In der digitalen Dystopie haben wir keine Möglichkeit und Befugnis, Rechenschaft zu verlangen. Wir vertrauen weder der Regierung, noch einander, da sich alle hinter den technisch unterstützten Entscheiden verstecken können und digitales Denunziantentum gefördert wird.
| Auf einer Regierungsebene muss Transparenz herrschen, um Vertrauen zu stärken. Entscheidungen müssen transparent gefällt und von Menschen getragen werden.
| Die Sozialkompetenz ist wichtig, um Vertrauen zu schaffen. Diese Kompetenz soll an der Schule gestärkt werden. Dafür müssen auch die Lehrerinnen Sozialkompetenzen trainieren, in der Lehrerausbildung. Das reicht nicht fürs ganze Leben, weshalb Weiterbildung sehr wichtig ist. Vor dem Bildschirm verändert sich die Anforderung an diese Kompetenz nochmals. Deshalb braucht es zusätzlich eine Sensibilisierung für die Spezialitäten des digitalen Raumes. Es muss möglich sein, Rechenschaften einzufordern. Das geht bereits, aber ist sehr kompliziert. Hürde für Rechenschaftsablegung senken mit Digitalisierung, anstatt auf Briefpost warten.
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8. Demokratie | In der digitalen Dystopie ist die Demokratie faktisch überflüssig geworden, denn durch demoskopische Datenerhebungen weiss die digital gestärkte Regierung immer schon im Voraus, wie wir über welches Thema denken.
| Digitale Mittel werden für dezentrale und inklusive Meinungsbildung genutzt. Zwischen Experten und politisch Gebildeten findet mehr Austausch statt. Die Datenerhebung ist demokratisch öffentlich und transparent.
| Das Problem ist, dass ein Spannungsfeld zwischen Anonymität und Transparenz besteht. Es muss die technische Möglichkeit bestehen, eine anonyme Stimmabgabe sicherzustellen. Sonst muss es analog passieren. Es werden Technologien und Plattformen gefördert, welche die dezentrale Meinungsbildung ermöglichen. Diese darf nicht privatwirtschaftlich verzerrt sein. Es soll möglichst niedrige Hürden geben, um sich politisch zu beteiligen. Es braucht staatlich gesetzliche Rahmenbedingungen, wie Lobby Control. Die Gesellschaft muss bereit sein, diese Chancen wahrzunehmen und das dystopische Denkmuster zu verlassen.
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9. Gesundheit | In der digitalen Dystopie haben wir keine Befugnis, unsere Gesundheit selbst zu managen oder eigene Entscheidungen zu fällen. Individuelle und gesellschaftliche Gesundheit-Massnahmen werden massgeschneidert vom internationalen Health-Algorithmus vorgegeben.
| In der digitalen Utopie haben wir die Befugnis, unsere Gesundheit zu managen. Massnahmen werden von einem offenen Algorithmus vorgeschlagen. Eigene Präferenzen können angewandt werden.
| Es braucht Open-Source Software, Datenhoheit, Wahlfreiheit und Anonymisierung. Die Krankenkassen müssen entsprechend eingestellt werden, damit es nicht mehr um Kostenoptimierung sondern um Solidarität geht. Für die Datenhoheit sollte eine Zweckbindung der Daten technisch sicher umsetzt werden (es wird technisch sichergestellt, dass Daten nur dafür genutzt werden, wofür sie freigegeben worden sind). Wenn ein gutes elektronisches Patientendossier da wäre, wäre das eine gute Grundlage. Transparenz und Aufklärung der Bevölkerung sind auch wichtige Punkte.
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Kommunikation | In der digitalen Dystopie ist die Digitale Kommunikation in jedem Falle und von allen einsehbar, weder Verschlüsselungstechnik noch neue Formen der Kommunikation bieten wirklich Schutz. Unsere Kommunikation ist zudem eingeschränkt und in vorgegebene Bahnen gelenkt.
| In der digitalen Utopie sind unsere Kommunikation und unsere Daten sicher verschlüsselt. Dennoch greifen Mechanismen zum Schutz der Menschenwürde. Gar keine Kontrolle kann auch gefährlich sein.
| Es wurde eine Debatte über die Infrastrukturanforderungen geführt. Es braucht die Verschlüsselung der Kommunikation. Müssten wir die Plattformen (die hinter der Kommunikation stehen) so weit runterbrechen, dass es wieder Peer to Peer ist? Auf der technischen Seite braucht es Kryptologie ohne Backdoors. Wie kriegen wir das hin, dass sich die Toleranz in der Gesellschaft so weit verbreitet, dass Hate Speech kein Problem mehr ist und Minderheitenschutz automatisch gewährleistet ist.
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